MontagsGedanken

„Bin kein Vorbild – na und?“

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Im Wartezimmer eines Arztes blättert man in Zeitschriften, die man normalerweise nicht zur Hand nimmt: Mode, Kochrezepte, Promi-Geschichten… Ein Interview mit einem sehr bekannten TV-Star fällt mir auf: „Letzte Frage: Sind Sie eigentlich aktiver Umweltschützer?“ Die Antwort des prominenten Zeitgenossen: „Ich trenne meinen Müll – aber ansonsten ist mein ökologischer Fußabdruck sicher nicht vorbildlich.“

Immerhin: Der Mann kennt den wichtigen Begriff des „ökologischen Fußabdrucks“. Der gibt an, wie stark ein Mensch den Planeten belastet. Während ich den Aufruf ins Sprechzimmer des Arztes erwarte, komme ich ins Grübeln: Hätte die Journalistin den Promi gefragt: „Und wie stehen Sie zu Ihrer Mutter?“ Ob er dann wohl geantwortet hätte „Ich schicke ihr zum Geburtstag eine E-Mail, sie ist mir aber eigentlich egal.“

Das persönliche schlechte Umweltverhalten wird mittlerweile ziemlich locker gesehen: „Bin eben kein Umweltengel.“ Fast wie das oft von erfolgreichen Menschen so locker-lustig hingesagte Bekenntnis: „Ja ich war ein schlechter Schüler und eine Nervensäge für meine Lehrer.“ Vorbild zu sein ist womöglich kein Ziel; man möchte ja möglichst normal wirken – gerade als Promi.