Unversiegelte Bodenfläche speichert Regenwasser und spart Trinkwasser. – Foto: Lachmann-Anke/pixabay.com

Umwelt & Klima

Regenwasser ist eine wichtige Ressource

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Parks und Bäume sind für ein gesundes Stadtklima wichtig. Doch für ihre Pflege werden meist große Mengen Trinkwasser verwendet, während Regenwasser wie Abwasser in die Kanalisation geleitet wird, wodurch wertvolle Wassermengen verschwendet werden. Deshalb brauchen wir ein ökologisches urbanes Regenwassermanagement.

von Dr. Andrea Brieger

 

Städte und Kommunen stehen auch bei der Wasserversorgung vor großen Herausforderungen. Die Klimaveränderungen erfordern ein Umdenken beim Wassermanagement. Lange Dürreperioden und die zunehmende Gefahr von Starkregenereignissen machen Anpassungen bei der Infrastruktur und den rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig. Wer Trinkwasser sparen möchte, darf Regenwasser nicht verschwenden. Denn ein ökologischer Umgang mit dem Niederschlagswasser hilft zudem, das Stadtklima zu verbessern.

Bäume sind Leistungsträger

Ein 40-jähriger Laubbaum produziert so viel Sauerstoff, wie zwei Menschen zum Atmen benötigen. Hinzu kommen die CO2-Aufnahme im Rahmen der Photosynthese, die Verringerung der Feinstaubbelastung und die Absenkung der Temperatur durch die Verdunstung und den Schatten der Bäume. Stadtbäume zu erhalten und ihren Bestand zu vergrößern, ist deshalb eine wichtige politische Aufgabe.

Regenwasser ist kein Abwasser

Die Kanalisation der Städte ist auf den Abtransport des Regenwassers zur Verhinderung von Überschwemmungen ausgerichtet. Regenwasser landet bisher meist ungenutzt im Mischwasserkanal und wird gemeinsam mit verschmutzten Abwässern in die Kläranlage geleitet. Notwendig wäre eine Abkopplung des Regenwassers, das auf Gebäude fällt, damit dieses der Vegetation zugutekommen kann. Davon zu unterscheiden ist Niederschlagswasser, das z. B. auf Straßen oder Gewerbeflächen fällt. Hier macht die Kontamination mit Reifenabrieb und anderen Giftstoffen eine Entsorgung über den Abwasserkanal notwendig.

Regen muss zum Baum

Wichtig ist zunächst, die versiegelten Flächen aufzubrechen und Neuversiegelung zu verhindern. Erste Maßnahmen können das Vergrößern von Baumscheiben, die Verwendung von kleinen Pflastersteinen statt Asphalt auf Gehwegen und das Sammeln von Regenwasser in Zisternen für die Weiternutzung oder Versickerung sein. Der Gesetzgeber ist gefragt, um die grundstücksübergreifende Nutzung von Regenwasser möglich zu machen. So könnten z. B. Bäume im öffentlichen Straßenland durch das Regenwasser benachbarter Dächer bewässert werden. Die Integration ökologischer Aspekte in die jeweiligen Wassergesetze der Länder ist dringend erforderlich.

Anreize für Bodenentsiegelung

Die Gebührenordnung der kommunalen Wasserunternehmen kann Anreize für die Entsiegelung von Flächen und Nutzung von Regenwasser bieten. Dies könnte zum Beispiel ein Bonus für die Nutzung von Dachflächen zur Regenwassersammlung sein. Die Eigentümer versiegelter Flächen mit verschmutzender Nutzung sollten hingegen mehr zur Kasse gebeten werden.

(Basis-)Demokratie auch beim Wasser!

Wasser ist ein Gemeingut, es darf nicht zum Spielball wirtschaftlicher Einzelinteressen werden. Für eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung braucht es die Vernetzung aller Akteure. Die Entscheidungen müssen demokratisch legitimiert und gesellschaftlich akzeptiert werden. Ein Projektbeirat, der in die notwendigen Entscheidungsprozesse eingebunden wird, könnte diese Veränderungen bürgernäher machen und die Akzeptanz auch für die damit verbundenen Kosten steigern.

Der Artikel basiert auf einem Vortrag des Agrarökonomen Dr. Hermann Wollner, gehalten am 24.05.2023 auf einer Veranstaltung der ÖDP Berlin.

 


Onlinetipps

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„Dann läuft das!“
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Hermann Wollner
Klimaresiliente integrale urbane Gehölz- und Regenwasserwirtschaft
Leipziger Ökonomische Societät, 2019
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