MontagsGedanken

Steuerzahlergedenktag?

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Einer der zweifelhaftesten Lobby-Verbände Deutschlands – er nennt sich selbstbewusst „Bund der Steuerzahler“ – hat in der letzten Woche wieder sein alljährliches Spektakel gefeiert; leider haben die meisten Medien bei dieser Aktion auch heuer wieder mitgemacht: Es wird behauptet, dass die Menschen in Deutschland erst ab dem 19. Juli für „sich selbst“ arbeiten; vom 1. Januar bis heute sei alles an den Staat gegangen…

So eine irre Aussage kann nur jemand tätigen, der noch nie eine Straße oder einen Schienenweg benutzt hat, der noch nie froh darüber war, dass es in unserem Land eine funktionierende Verwaltung, Polizei und Justiz gibt, der noch niemals ein Krankenhaus oder einen Notdienst benötigt hat, der seine Kinder in privaten Schulen und Universitäten ausbilden lassen kann und die Pflege seiner Eltern und Großeltern ohne jede öffentliche Hilfe selbst leisten kann und möchte.

Man muss „den Staat“ nicht idealisieren. Man darf Missstände nicht ignorieren. Aber ich könnte mir ein absolut privates Leben ohne jede öffentliche Leistung nicht vorstellen. Deshalb ist es einfach dummes Zeug, die Zahlung von Steuern und Sozialabgaben als Leistungen einzuordnen, die nichts mit meinen persönlichen Bedürfnissen zu tun haben. Ich zahle Steuern, weil ich gut leben möchte und weil ich weiß, dass ich mir dieses gute Leben für mich und für Menschen die mir nahe sind niemals selbst und ganz alleine organisieren könnte. Und ich zahle Steuern und Abgaben, weil Deutschland Gottseidank ein Sozialstaat ist, in dem nicht nur an „das Eigene“ gedacht werden darf.