
Warmer Regen
13. Juni 2025
In diesen Tagen endet eine von „warmem Regen“ geprägte Jahreszeit, von der viele gar nichts ahnen: Die Dividendensaison. Aktiengesellschaften beschließen im April oder Mai auf Hauptversammlungen, wieviel Geld aus dem Jahresgewinn als Dividende ausgeschüttet wird. Rund 54 Mrd. Euro haben allein die 40 DAX-Unternehmen auch heuer wieder auf private Konten überwiesen. Wahrlich ein warmer Regen.
83 % der Deutschen haben leider kein Geld bekommen. Der Grund: Sie haben keine Aktien. Sie müssen entweder ihr gesamtes Einkommen für den Grundbedarf ausgeben oder aber sie legen ihre Ersparnisse lieber unter die Matratze, lassen es auf dem Girokonto oder zahlen auf ein Sparkonto mit Minizinsen ein.
Dies hier ist kein Anlageberatungs-Blog. Mir geht es um Politik: Die 54 Mrd. Euro werden pauschal mit 25 % besteuert, auch wenn die allermeisten Empfänger einem höheren, persönlichen Steuersatz unterliegen. Einkommen aus Kapitalanlagen genießen diese Vergünstigung. Die jährlichen Dividenden-Zahlungen an Privatleute verstärken so oft große Vermögen. Später wird dann auch mehr vererbt.
In der Frühzeit der Bundesrepublik (Adenauer, Erhard, Brandt…) wurden aus dieser Quelle ganz selbstverständlich hohe Gemeinwohlbeiträge abgeleitet: Lastenausgleich, Vermögenssteuer, hohe Erbschaftssteuern. Die Lobby der Vermögenden hat es aber geschafft, diese Steuerquelle fast versiegen zu lassen. Diskussionen über das Thema werden stets als „Neid-Debatte“ disqualifiziert. Angesichts der rasanten öffentlichen Verschuldung muss aber endlich offen und ehrlich das Thema „Gerechtigkeit“ auf die Tagesordnung.
Gesellschaften, die sich durch Auseinanderdriften der Vermögensverhältnisse „auszeichnen“, geraten über kurz oder lang in einen gefährlichen inneren Unfrieden. Dem muss vorgebeugt werden: Durch Entlasten der Arbeitseinkommen. Und durch stärkeres Heranziehen von Kapitalertrag und Naturverbrauch zur Finanzierung von Gemeinwohl.