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Geld, Gemeinwohl und Demokratie

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Anfang 2024 sorgte die österreichische Millionenerbin Marlene Engelhorn für großes Aufsehen, weil sie ihr eigenes Vermögen „rückverteilen“ möchte. Ein Rat aus 50 Personen soll entscheiden, was mit ihren 25 Mio. Euro geschehen soll. Warum sie das tut, hat sie bereits 2022 in einem kleinen Büchlein dargelegt.

Die Arm-Reich-Schere geht seit Jahrzehnten immer weiter auseinander. Eine kleine Minderheit wird zunehmend reicher, die große Mehrheit zunehmend ärmer. Marlene Engelhorn, Jahrgang 1992, gehört zur ersten Gruppe – und findet das ungerecht, undemokratisch und gefährlich! Denn: „Die Vermögensungleichheit zerreißt das Miteinander.“ Deshalb sollte die Verteilung von Geld nicht still und heimlich, sondern transparent und demokratisch erfolgen.

Wer Geld hat, der redet normalerweise nicht viel darüber, strebt aber meist nach noch mehr Geld. Und Geld bedeutet immer auch gesellschaftliche Macht und politischen Einfluss. Engelhorn bricht in ihrem kleinen Büchlein mit dem in ihrer Gesellschaftsschicht gängigen Tabu: Sie redet über Geld. Sie redet darüber, was es mit uns Menschen macht und wie es unser aller Leben prägt.

Sie will damit erreichen, dass wir alle viel mehr über Geld reden, um uns dessen Wirkung bewusster zu werden. Und damit wir das nicht länger passiv hinnehmen, sondern strukturelle Veränderungen einfordern. So wie Engelhorn selbst. Sie setzt sich zusammen mit anderen jungen Millionären für eine sehr viel stärkere Besteuerung vererbter Vermögen ein. 2021 gehörte sie zu den Gründern des „Netzwerk Steuergerechtigkeit“, aus der im selben Jahr die Initiative „Tax me now“ hervorging.

Das Engagement von Stiftungen ist für Engelhorn keine Alternative zu einer gerechteren Steuergesetzgebung. Denn dass nur 2 % des Geldes, das weltweit von Stiftungen für gemeinnützige Zwecke ausgegeben wird, dem Klimaschutz zugutekommt, zeigt für sie deutlich, dass vom freiwilligen Engagement vermögender Stifter nicht viel zu erwarten ist. Und sie mahnt: „Die Macht, die dahintersteckt, gehört demokratisiert.“

 

Marlene Engelhorn
Geld
Kremayr & Scheriau, September 2022
176 Seiten, 20.00 Euro
978-3-218-01327-7

 


Onlinetipps

Lars-Eric Nievelstein
Millionärin verschenkt Erbe – Marlene Engelhorn gibt Pläne bekannt
Frankfurter Rundschau, 21.03.2024
www.t1p.de/6hc5b

Jule Hoffmann
Die unsichtbare Gefährdung der Demokratie
Zeit, 05.03.2024
www.t1p.de/wuj6q

Interview mit Marlene Engelhorn
Warum die Aktivistin 25 Millionen aus ihrem Erbe der Allgemeinheit schenkt
Deutschlandfunk Kultur, 15.03.2024
www.t1p.de/fgxz2

Interview mit Marlene Engelhorn
Warum eine Millionen-Erbin ihr Vermögen einem Bürgerrat überantwortet
WirtschaftsWoche, 17.02.2024
www.t1p.de/tz0fi

Thomas Latschan
Davos: Superreiche wollen mehr Steuern zahlen
Deutsche Welle, 19.01.2024
www.t1p.de/4om2u

Frank Jödicke
Endlich Millionär: Warum die Lebenslotterie Erbe akzeptiert wird
Telepolis, 17.01.2024
https://telepolis.de/-9599474

Initiative für Steuergerechtigkeit e. V.
Tax me now
www.taxmenow.eu