Der israelische Gegenschlag richtet in Gaza schwere Verwüstungen an. – Foto: hosnysalah/pixabay.com

Ökolumne

Krieg im Nahen Osten

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Jetzt kommt zum Krieg in der Ukraine noch der Krieg in Gaza hinzu. Die Sorge steht im Raum, dass sich dieser Konflikt ausweitet. Der Iran hat diesen Angriff auf Israel mit vorbereitet. Am Samstag, dem 7. Oktober griff die islamistische Terror-Organisation Hamas das Gebiet von Israel an. Es drangen Hunderte Terroristen aus dem Gazastreifen in das Grenzgebiet nach Israel ein und ermordeten dort mit einer unglaublichen Brutalität mehr als 1.300 Menschen. Sie überfielen ein Musikfestival und Kibbuzim in Grenznähe. Im Lauf der folgenden Woche stellte sich heraus, dass die meisten Opfer Zivilisten waren: Frauen, Kinder, Familien – vorher häufig mit unvorstellbarer Grausamkeit misshandelt und gefoltert. Hinzu kommen die über 200 in den Gazastreifen verschleppten und dort mutmaßlich in Tunneln gefangen gehaltenen Israelis.

Der Angriff war auch so geplant worden. Das belegen Pläne, die bei toten Hamas-Terroristen gefunden wurden. Von der Hamas selbst gefilmte und verbreitete Bilder ihrer Gräueltaten werden inzwischen als israelische Propaganda dargestellt. Das Ausmaß des Terrors der Hamas war zunächst nicht sofort erkennbar.

Die Hamas ist klar islamistisch und antisemitisch ausgerichtet – ihre Ziele sind die Errichtung eines islamischen Staates, die Zerstörung Israels und die Errichtung eines Kalifats. Die Hamas ist ein Zweig der Muslimbruderschaft. Die von Iran gesteuerte Hisbollah droht damit, den Libanon in den neuen Krieg mit Israel hineinzuziehen.

Genauso betroffen machen die Reaktionen, die wir in Europa auf diesen Terroranschlag sehen. Es gab Demonstrationen, bei denen Sympathie und Jubel für die Terroristen der Hamas artikuliert wurde. Das religiöse Element wird auf beiden Seiten des Konflikts immer stärker. Der Glaube von Christen und Juden gehört eng zusammen – siehe Römer 11, 16b–24. Das Schicksal, das Israel widerfährt, betrifft auch uns. Gewalt darf nicht unsere Religionen kidnappen. Wir sollten Juden in unserem Land unser Mitgefühl und Verständnis für ihre Trauer zeigen. Antisemitische Äußerungen dürfen nicht unwidersprochen bleiben. Wir müssen uns zu ihnen stellen, wenn jemand versucht sie auszugrenzen.

Gerechtfertigt wurden diese brutalen Angriffe auf Israel in der westlichen Welt auch durch Anhänger einer linken postkolonialen Ideologie, die linksextreme mit antiimperialistischen Ideologien verknüpft. Sie sehen im Kapitalismus und in Israel westliche Kolonisatoren, die zum neuen Feindbild für den „ausgebeuteten Rest der Welt“ erhoben werden sollen. Ganz Israel wird so zum besetzten und geraubten Land und zur Siedlerkolonie erklärt. Diese antisemitischen Verschwörungsideologien werden oft mit Antiamerikanismus vermengt. Sie versuchen auch den Holocaust in die Geschichte des Kolonialismus einzuordnen. Die Gender- und Queertheorie unterstützt diese antisemitische Ideologie.

Als Reaktion auf diesen Massenmord der Hamas fliegt Israel nun Luftangriffe auf Gaza und begann Anfang November mit der Bodenoffensive. Die Kriegshandlungen dauern an. Auf palästinensischer Seite werden dabei viele Zivilisten getötet und verletzt. Aber die israelischen Geiseln wurden bisher nicht freigelassen.

Die Politik des israelischen Regierungschefs Netanjahu hatte versprochen, mit Mauerbau und mit Überwachungstechnik dem islamischen Terrorismus die Grundlage zu entziehen. Zusammen mit der rechtsreligiösen Siedlerbewegung wurde versucht, in Israel sogar die Gewaltenteilung aufzuheben. In das Westjordanland sind unter israelischer Militärverwaltung 500.000 jüdische Siedler gezogen, denn der Wohnraum ist dort aufgrund der staatlichen Subventionen oft wesentlich preisgünstiger.

Eine Politik der Vertreibung, egal von welcher Seite, führt immer weiter in den Krieg. Gegen Desinformation muss gerade in diesem Konflikt frühzeitig reagiert werden, um das Schüren von Ängsten und Emotionen zu verhindern. Eine Friedensordnung im Nahen Osten wird es nur geben, wenn Israel und seine arabischen Nachbarn Frieden wollen und dafür bereit sind, erhebliche und zum Teil schmerzhafte Beiträge zu leisten.

Die Palästinenser werden erst frei werden können, wenn sie sich von der Hamas und der Fatah befreien. Der Flucht und Vertreibung von 750.000 Palästinensern aus Israel in den Gazastreifen, ins Westjordanland und als staatenlose Flüchtlinge in arabische Nachbarländer (inzwischen rund 6,2 Mio.) stehen auch rund 1 Mio. Juden gegenüber, die in der arabischen Welt vertrieben wurden. Die israelischen Regierungen haben eine Zweistaatenlösung durch Siedlungsbauten schwer gemacht, aber es wäre trotzdem ein großer Schritt, wenn alle Beteiligten einem Kompromiss zustimmen würden. In Gaza könnte ein Hafen gebaut werden, mit dem sich Gaza zu einem blühenden Handelsplatz entwickeln könnte.

Der Prozess des Übergangs sollte mit der Schaffung eines gemeinsamen höchsten Gerichts für Israel und Palästina begleitet werden, um die Wahrheit zu dokumentieren und die Wiedergutmachung für alle Opfer sicherzustellen.