Der Bundestag soll über die Bauwende diskutieren, fordert eine aktuelle Petition. – Foto: Günther Hartmann

Bauen & Verkehr

Bundestagspetition „Bauwende jetzt!“

Diesen Beitrag teilen

Das Bauen und Betreiben von Gebäuden hat weltweit den größten Anteil am Klimawandel. Um die Pariser Klimaziele noch zu erreichen, muss jetzt gehandelt werden – vor allem in der Baubranche! Architects for Future haben nun eine Petition gestartet, damit der Deutsche Bundestag darüber öffentlich debattiert. Bis zum 8. Januar 2021 werden 50.000 Unterschriften benötigt.

von Günther Hartmann

 

Der ökologische Fußabdruck von Gebäuden ist sehr viel höher als gemeinhin vermutet wird: Ihr Bau und ihr Betrieb verursachen in Deutschland rund 40% des CO2-Ausstoßes, 52% des Müllaufkommens und verbrauchen 90% der nicht nachwachsenden Rohstoffe, vor allem Sand, Kies und Metall. Um dies zu ändern, muss Deutschland eine umfassende Bauwende einleiten. Denn effektive Veränderungen geschehen mit Gesetzen. Den einzelnen Bürger dafür verantwortlich zu machen und punktuelle Förderprogramme anzubieten, genügen nicht. Die aktuellen baupolitischen Rahmenbedingungen sind völlig unzureichend, um die Ziele der Pariser Klimakonferenz zu erreichen. Architects for Future fordern deshalb:

  1. Der Marktpreis von Baumaterialien muss alle Umweltfolgekosten umfassen. Umweltschädliche Baustoffe werden teurer und ökologisch nachhaltige mittels Querfinanzierung günstiger. Bei der Bepreisung wird die gesamte Umweltbilanz incl. CO2- Wert sowie Energie- und Wasserverbrauch berücksichtigt – von Rohstoffgewinnung über Produktion und Transport bis hin zu Wiederverwertbarkeit bzw. Entsorgungsaufwand.
  2. Bauprodukte müssen kreislaufgerecht rückgebaut und verbaut werden, um sie nach Dekonstruktion wieder verwenden zu können. Qualitäts- und Funktionalitätsverlust (Downcycling) wird vermieden und Material aus Rückbau (Urban Mining) genutzt. Die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen werden hierfür geschaffen und in den entsprechenden Regularien festgelegt.
  3. Ressourcenaufwand und CO2-Ausstoß eines Gebäudes müssen über den ganzen Lebenszyklus transparent dargestellt werden, incl. Gebäudebetrieb und ggf. vorhergehendem Abriss. Daten wie die Graue Energie (energetischer Gesamtaufwand für den Bau eines Gebäudes), Ressourcenverbrauch und Kreislauffähigkeit werden in Gesetzen (u.a. Gebäudeenergiegesetz), bei Förderungen, der Kreditvergabe und allen Gebäude-Zertifizierungen berücksichtigt.
  4. Flächenversiegelung wird minimiert und nur noch genehmigt, wenn sie am Gebäude oder in direkter Umgebung ökologisch ausgeglichen wird. Andernfalls führt sie zur Zerstörung von Tier- und Pflanzenhabitaten, Artensterben sowie weiterer Überhitzung und Überflutung.
  5. Der Schutz von Bestandsgebäuden muss durch ein Gesetz geregelt werden, das Abriss nur genehmigt, wenn er sozial- und klimanotwendig ist. Sanierungen werden, über den Denkmalschutz hinaus, förderungsfähig. Die Quote der energetischen Sanierungen wird massiv erhöht. Zugleich wird eine Muster-UMbauordnung eingeführt, die Sanierungen von Bestandsbauten erleichtert, z.B. durch Abweichungen von den Neubau-Richtlinien.
  6. An Hochschulen und in Ausbildungsstätten wird nachhaltiges Bauen verpflichtend in die Lehrpläne integriert. Für bereits ausgebildete Fachkräfte werden entsprechende Weiterbildungen verpflichtend.
  7. Zukünftig wird nachweislich bedarfsorientiert, flexibel und umnutzbar geplant und gebaut, um Wohnungs- und Infrastrukturmangel, Leerstand und Spekulation vorzubeugen. Das stärkt die soziale Stadtstruktur und macht sie resilienter.

Bitte bis zum 8. Januar 2021 unterzeichnen!

 


Deutscher Bundestag – Petitionen
Umfassendes Maßnahmenpaket für ein klima- und sozialverträgliches Bauen
Petition 118228, Mitzeichnungsfrist: 23.11.2020–08.01.2020
https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2020/_11/_23/Petition_118228.html

Architects for Future Deutschland
Petition „Bauwende jetzt!“
Denn klimaschädliches Bauen kostet uns die Zukunft
https://www.architects4future.de/petition-bauwende-jetzt