
Ärmer geworden
12. September 2025
Glück gehabt! Es ist nicht das Schloss Neuschwanstein eingestürzt. Es war nur die sogenannte „Eiskapelle“, die aufgegeben hat. Da dieses Naturphänomen im Nationalpark am Watzmann für den echten Massentourismus keine Rolle gespielt hat, ist der Schaden nicht so groß. Nicht auszudenken, wenn das Märchenschloss des Märchenkönigs verlustig gegangen wäre!
Zu der Firneishöhle in den Berchtesgadener Alpen konnte man nicht mit dem Auto oder mit der Bergbahn gelangen. Menschen wie der Autor dieser Zeilen, die schon vor einer fünfstufigen Leiter Respekt haben, kamen als Besucher nicht in Frage. Da gab es also touristisch nicht viel zu verdienen. Schade ist es trotzdem – ein paar romantische Seelen und die, die sich dort hinauftrauen, werden traurig sein.
Der Einsturz war erwartet worden. Der Klimawandel … – wir wissen ja Bescheid. Gletscher, Schneefelder und Permafrostgebiete mögen die Wärme nicht. Aber dass das jetzt so schnell ging – das hat Wissenschaft und Bergsteigerszene doch überrascht.
Ich vermute, dass die „Eiskapelle“ den Zeitpunkt für ihren spektakulären Zusammenbruch gut gewählt hat: Sie wollte wohl ein Zeichen setzen und eine Nachricht ins nahe München schicken, wo man just zur gleichen Zeit das alljährliche Hochamt für die Autoindustrie feiert und vor allem das schon angekündigte Requiem für die Verbrenner-, Gestanks- und Klimakillertechnik um alles in der Welt absagen will.
Die „Eiskapelle“ ist keines natürlichen Todes gestorben. Sie wurde beseitigt. So wie die Inselstaaten der Karibik beseitigt und auch die Lebensmöglichkeiten in der Sahelzone beseitigt werden. Wir wissen das. Die Beseitigung erfolgt auf fossilem Weg.
Das Fossil-System macht uns alle ärmer. Tag für Tag. Auch der Freistaat Bayern ist durch den Verlust der „Eiskapelle“ ärmer geworden. Denken Sie bitte daran, Herr Ministerpräsident Söder, wenn sie das nächste Mal ein Bierzelt mit der Forderung nach Weiterbetrieb der Verbrennertechnik aufheizen!