Erneuerbare Energien wie die Windkraft müssen jetzt zügig ausgebaut werden. – Foto: Bru-nO/pixabay.com

Ökolumne

Die zwei Seiten derselben Medaille

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Die Demokratien des Westens müssen ihre Spaltungen überwinden, indem sie ihre gleichgerichteten Interessen stärken und ihre Institutionen zur Einigung ausbauen. In unserer rechtsstaatlichen Ordnung kann die Willkür der Mächtigen gebrochen werden, wo es nötig ist. Mit dem Mut zur Umgestaltung aller klimaschädlichen Prozesse muss die Zukunft des Lebens auf der Erde bewahrt werden. Demokratie und Ökologie sind zwei Seiten derselben Medaille. Die Stärke der westlichen Demokratie liegt in den Möglichkeiten der Entwicklung des einzelnen Menschen in Freiheit und ohne Gängelung, wodurch ständig neue Innovationen hervorgebracht werden. Scheinlösungen wie der Tankrabatt müssen vermieden werden.

Die Energieversorgung der EU ist unsicher geworden. Die Emissionen lagen 2022 etwa 10 % niedriger als im Vorjahr. Dieser Rückgang entstand vor allem durch die Einschnitte in der Gasversorgung. Europa muss jetzt die Selbstversorgung mit Erneuerbaren Energien voranbringen. Die Blockade der Erneuerbaren Energien durch die letzten Bundesregierungen muss jetzt überwunden werden. Die Beheizung der Gebäude und die Herstellung von Warmwasser verbrauchen 20 % des Endenergieverbrauchs. Ebenso verbraucht 20 % der Verkehrssektor.

Die Dekarbonisierung der Grundstoffindustrie und teilweise des Verkehrssektors muss durch „grüne Wasserstoffproduktion“ erreicht werden. Durch neue Verfahren in der Methanolherstellung gibt es inzwischen große Fortschritte. Die EU setzt zusätzlich auf importierten „grünen Ammoniak“. Auch der Rohstoffbedarf muss deutlich reduziert werden. Die Vermeidung von Plastikabfällen ist dringend notwendig. Banken sollten für Kredite an Fossilenergie-Projekte wesentlich höhere Eigenkapitalanforderungen nach Basel 3 erfüllen, denn fossile Kredite sind mit hohen Risiken behaftet.

Die ökonomische Wucht, mit der plötzliche Wetterereignisse das Leben der Menschen verändern können, wird unterschätzt. Die Schwere und Häufigkeit solcher Ereignisse werden zunehmen. Die Kosten von klimawandelbedingten Schocks werden die Lebenshaltungskosten auch bei uns steigen lassen. Spätestens das wird Änderungen erzwingen.

Auf den Klimakonferenzen wird immer wieder das Recht auf Entwicklung betont. Dieses Recht auf wirtschaftliche Entwicklung wird aber nur noch mithilfe Erneuerbarer Energieträger umsetzbar sein. Wichtig sind Energiepartnerschaften, um auch den Entwicklungsländern zu helfen, möglichst schnell aus den fossilen Energieträgern auszusteigen.

Einen großen Einfluss auf den globalen Klimawandel hat neben fossilen Emissionen auch die Landnutzung durch den Menschen. Den größten Anteil daran hatte im letzten Jahrzehnt die Entwaldung. Im Interesse aller Staaten liegt die deutliche Verringerung der weltweiten Armut und der zu erwartenden großen Hungersnöte durch den Klimawandel.

Um die Erwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen, müssen die Emissionen um 40 % niedriger liegen. Die neuesten Zahlen der Weltwetterorganisation WMO zeigen, dass der Methangehalt in der Atmosphäre letztes Jahr stärker angestiegen ist als jemals zuvor. Die Emissionen von Lachgas, dem drittwichtigsten Treibhausgas, haben sich ebenfalls beschleunigt. Bei einem Temperaturanstieg von global 2 Grad werden 1 Mrd. Menschen unter extremer Hitze leiden. Ab 35 °C kann der Mensch keine Wärme mehr an die Umgebung abgeben, sondern nimmt Hitze auf. Etwa 6 Stunden kann ein gesunder Mensch bei solchen Temperaturen überleben.

Wenn die Bemühungen der Weltgemeinschaft scheitern, die Erderwärmung zu begrenzen, und die Temperaturen um 4 Grad steigen, würde die Hälfte der Weltbevölkerung an mindestens 10 Tagen im Jahr unter dieser extremen Hitzebelastung leiden. Die jetzt geborene Generation könnte im Alter in einer durchschnittlich 4 Grad wärmeren Welt leben. Der heißeste Tag des Jahres wäre in Mitteleuropa dann wohl sogar 7 Grad wärmer als heute und läge deutlich über 40 Grad. Der Klimawandel muss gestoppt werden!