
Der falsche Planet
18. Juli 2025
Es ist kein Geheimnis, dass das Geschäftsmodell Deutschlands nicht mehr so funktioniert, wie das früher der Fall war: Eine Studie der Deutschen Bundesbank hat jüngst ergeben, dass der Anteil der deutschen Wirtschaft am Welthandel stetig sinkt. Dafür gibt es viele bekannte Ursachen: Wir sind eben nicht mehr die einzigen, die gute Produkte entwickeln, herstellen und zu vernünftigen Preisen anbieten können. Mittlerweile sind weit mehr Länder als im vergangenen Jahrhundert industrialisiert.
Es wird sicher weiterhin positive Entwicklungen auch für die deutschen und europäischen Akteure geben. Neue Verfahren und Produkte mit niedrigeren ökologischen Kosten, mit höherer Effizienz und vor allem mit echtem Mehrwert (besser leben!) werden gebraucht und auch weltweit nachgefragt. Dies gilt jedoch kaum für herkömmliche Produkte, die mittlerweile fast überall hergestellt werden können.
Es wird aber auch Zusammenbrüche geben, weil manche Güter und Verfahren aus sozial-ökologischen Gründen nicht mehr zu verantworten sind. Man denke nur an Totalpestizide, sogenannte „Ewigkeitschemikalien“ oder auch an die irre Plastikproduktion für zweifelhafte Zwecke. Mikro- und Nano-Plastik findet sich nicht nur in den Ozeanen, sondern auch in den Zellen von Tieren, Pflanzen und Menschen – mit heute noch unbekannten Wirkungen.
Wann hat jemand aus der Spitzenpolitik den Mut zur Wahrheit? Europa wird nicht in Armut versinken. Es wird aber unvermeidlich sein, in diesem bisher „führenden“ Erdteil die materiellen Ansprüche zurückzunehmen. Wenn es in bisher ärmeren Weltgegenden ökonomisch „aufwärts“ geht und wenn trotzdem die planetaren Belastungsgrenzen eingehalten werden sollen, wird es „bei uns“ materiell etwas magerer werden müssen.
Die oft empfohlene Alternative, einfach „alle immer reicher“ zu machen und mehr von allem zu produzieren und zu verbrauchen, funktioniert nicht. Für dieses Modell haben wir uns schlicht den falschen Heimat-Planeten ausgesucht …