Ums Thema „Heimat“ kümmert sich künftig das Landwirtschaftsministerium. – Foto: analogicus/pixabay.com

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Was wird aus der Heimat?

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Irgendwann hatte jemand die Idee, den schönen Begriff „Heimat“ nicht der antidemokratischen politischen Rechten zu überlassen. Die hatte sich das Wort und die damit verbundene Gefühlswelt gekapert und daraus einen reaktionären Impuls gegen Vielfalt und Offenheit gebildet.

Das Thema „Heimat“ wurde klassischen Ministerien als Beigabe zugewiesen. So gab es in der letzten Bundesregierung die „Heimat“ als Anhängsel an das Innenministerium. Besondere Leistungen sind nicht erinnerlich.

Jetzt wandert die „Heimat“ ins Landwirtschaftsministerium. Es könnte passieren, dass in den nächsten Jahren vor allem die „ländlich-regionale Küche“ mit viel Fleisch und Wurst als „Heimat“ angeboten werden. Der gern gepflegte Brauch der Protestfahrt mit schweren Traktoren nach Berlin wird hingegen aussterben: Das Ministerium ist jetzt wieder in „guten und richtigen“ Händen …

Ironie beiseite: Kann Politik helfen, den Menschen in einer von Mobilitätserfordernissen geprägten Welt heimatliche Zugehörigkeiten und Bindungen zu ermöglichen? Kann es gelingen, die Vielfalt der Dialekte, der Baustile, der Bekenntnisse und Traditionen lebendig zu erhalten? Ich bin gespannt.

Heimat ist für mich vor allem verbunden mit Natur: An den Küsten, in den waldreichen Mittelgebirgen, entlang der großen Flüsse, in landwirtschaftlichen Gunstlagen und in Gegenden mit mageren Böden, im Hochgebirge und in den seit je städtisch geprägten Regionen finden sich nicht nur unterschiedliche menschliche Lebensweisen, sondern auch jeweils eigene Vegetationen und eine daran angepasste Tierwelt. Findet sich – oder fand sich? Ist Heimat ohne Feldlerche, ohne Kröte, ohne Schillerfalter denkbar?

Ich bin gespannt, ob der Wechsel der „Heimat“ ins Landwirtschaftsministerium dem Überlebens-Thema „Artenschutz“ eine Aufwertung verschaffen wird: Wir Menschen sind auch durch die natürlichen Verhältnisse unserer Herkunftsräume geprägt. Wenn diese natürlichen Verhältnisse leiden, dann leiden auch wir.

 


 

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