Das Schuttermoos, eines von 17 Potentialgebieten im Landkreis Eichstätt – Foto: Willi Reinbold

Kommunalpolitik

„Wir wollten in den Kreistag und Stadtrat, um etwas zu bewegen“

Eichstätt ist eine Große Kreisstadt im oberbayerischen Altmühltal. In der Stadt leben derzeit 14.000 Einwohner, im Landkreis 136.000. Sowohl im 60-köpfigen Kreistag als auch im 24-köpfigen Stadtrat stellt die ÖDP 2 Mandate.

Interview mit Willi Reinbold

 

ÖkologiePolitik: Herr Reinbold, Sie sitzen seit 29 Jahren im Eichstätter Kreistag und seit 23 Jahren im Eichstätter Stadtrat. Wie kam es dazu?

Willi Reinbold: Ich war vorher schon in lokalen Naturschutzorganisationen engagiert – und wir mussten immer wieder feststellen, dass unsere umweltpolitischen Stellungnahmen im Kreistag und im Stadtrat keine Beachtung fanden. Daraus zogen wir den Schluss, dass wir da selber rein müssen, um öffentlich angehört zu werden und etwas zu bewegen. 1995 trat ich in die ÖDP ein. 1996 trat die ÖDP erstmals für den Kreistag an und errang auf Anhieb 2 Mandate – 1 davon ich. Wahrscheinlich, weil ich als Naturschützer bereits bekannt war. 2000 trat ich dann bei der Oberbürgermeisterwahl als Kandidat an – vor allem, um die ÖDP bekannter zu machen. Und 2002 erreichten wir tatsächlich auch im Stadtrat 2 Mandate – 1 davon wieder ich. Seither sind wir immer mit 2 Mandaten vertreten, was bei nur 24 Stadtratsmitgliedern ein großer Erfolg ist. Ein weiteres Mandat zu erringen, ist aber äußerst schwierig, weil durch das d’Hondtsche Auszählverfahren bei jedem Mandat die Hürde immer höher wird.

Welche Schwerpunkte hat die politische Arbeit der ÖDP jeweils?

Im Kreistag sitzen wir im Kreisausschuss, Klinikausschuss und im Natur- und Umweltausschuss – jeweils als 1 von 10 Mitgliedern. Möglich war das über eine Ausschussgemeinschaft mit 1 Parteilosen, der über die ÖDP-Liste reinkam, sowie 1 Ex-FDPler und 1 Ex-Grünen. Im Stadtrat sind wir mit 2 Mandaten bereits eine Fraktion und damit automatisch in allen größeren Ausschüssen vertreten.

Wie haben Sie dies zeitlich geschafft?

Während meiner Berufstätigkeit, also bis 2016, über eine Gleitzeitregelung mit meinem Arbeitgeber, d. h. ich machte außerhalb der Sitzungstage entsprechend viele Überstunden.

Was hat Sie motiviert?

Ich handelte immer nach dem Motto: Ich mache das, was ich mir zutraue und was ich kann. Ich möchte nicht einmal vor meinen Enkeln dastehen und sagen, ich hätte etwas für sie machen können, habe es aber nicht gemacht.

Treten Sie bei der kommenden Wahl wieder an?

Nein, irgendwann muss dann doch Schluss sein. Jetzt dürfen die jüngeren Parteikollegen ran.

Was waren Ihre größten Erfolge?

Mein wichtigster Erfolg der letzten Jahre war wohl, dass ich den Natur- und Umweltausschuss des Kreistags überzeugte, unsere Bodenflächen nach potenziellen Mooren untersuchen zu lassen. Das Ergebnis war verblüffend: Weit über 1.000 Hektar können durch Renaturierung zurückgewonnen werden. Die Umsetzung nimmt gerade an Fahrt auf. Darüber hinaus habe ich viele kleine Naturschutzmaßnahmen bewirkt: Storchschutz, Biberschutz usw. Ein weiterer wichtiger Erfolg war, dass ich den Kreistag dazu brachte, zu beschließen, kommunale Hochbauten künftig nur noch in Holzbauweise zu errichten und dabei jeweils eine CO2-Bilanz erstellen zu lassen. Ursprünglich lehnte unser Landrat meinen Antrag ab, schwenkte dann aber um, als er den großen Zuspruch bemerkte, und stimmte ihm mit der leicht geänderten Formulierung „möglichst in Holzbauweise“ zu. Und tatsächlich wurde das schon in einigen Gebäuden umgesetzt. Ein dritter wichtiger Erfolg war, dass der Kreistag beschloss, bis 2035 klimaneutral zu sein und den Weg dorthin durch jährliche Berichte zu dokumentieren. Mit klimaneutral sind sämtliche Energien gemeint: Strom, Wärme und Mobilität. Es gäbe natürlich noch sehr viel mehr aufzuzählen, aber lassen wir’s dabei.

Wie haben Sie das alles geschafft?

Ich habe immer gute Kontakte zu Experten gepflegt – egal bei welcher Partei die waren – und auf eine schlüssige, faktenbasierte Argumentation vertraut. Das halte ich nach wie vor für die langfristig beste Strategie, um Menschen zu überzeugen. Es muss dabei immer um die Sache gehen, nicht um die Person, auch nicht um mich. Ich habe oft Dinge initiiert, blieb aber als Initiator unsichtbar. So konnte ich die parteipolitischen Spielchen unterlaufen und oft einstimmige Ergebnisse erzielen.

Herr Reinbold, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.

 


 

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