
Made for …?
25. Juli 2025
Das „Unternehmenswohl“ ist der Maßstab, an dem sich Konzern-Vorstände orientieren. Ein Slogan wie „Made for Germany“ macht mich daher skeptisch: Die 61 Unternehmensvorstände, die sich im Kanzleramt unter diesem Motto getroffen und Investitionen von 631 Mrd. Euro bis 2028 angekündigt haben, müssen die Interessen der eigenen Unternehmen verfolgen. Das ist nicht nur ihr gutes Recht, sondern ihre gesetzliche Pflicht.
Sie werden am Standort Deutschland investieren, wenn das ihrem Unternehmen nützt. Sollte ein anderer Standort strategisch attraktiver sein oder eine höhere Rendite versprechen, wird man dort investieren. Und wenn sich kein profitables Ergebnis erwarten lässt, wird überhaupt nicht investiert. Ein ehrliches „Made for my interest“ klingt aber nicht so toll, wenn das ein Unternehmensvorstand sagt. Deshalb sagt man „Made for Germany“ und unterstellt, dass Deutschlands Interessen identisch sind mit den Interessen großer Konzerne – von Deutscher Bank bis Axel Springer.
Besonders ärgerlich an dem gewählten Slogan ist, dass er die jetzt wieder so beliebte Verengung auf das Nationale bedient. Erfordern die globalen sozial-ökologischen Notlagen, die geopolitische Brüchigkeit und die Krise der atlantischen Partnerschaft nicht eine verstärkt europäische Orientierung? Spüren nicht alle Vernünftigen, dass es jetzt mehr denn je gilt, europäisch zu denken?
Das Treffen im Kanzleramt hatte ein schlichtes Ziel: Man wollte die Bundesregierung öffentlich darauf „eichen“, die Ordnungsvorstellungen der großen Unternehmen zu übernehmen: niedrige Unternehmenssteuern, Abbau sozialer und ökologischer Rahmensetzungen, Investitionszuschüsse auch für Giganten, die das gar nicht nötig haben.
Ach ja: Beim Treffen im Kanzleramt waren viele dunkle Anzüge zu sehen, ein rotes Kleid (der Commerzbank-Chefin) und ein weißer Hosenanzug (der Wirtschaftsministerin). Es war ein „Männer for Germany!“-Treffen. Ich wundere mich über so viel Gestrigkeit.