ÖDP unterstützt Waldumbau mit Pflanzaktion in Brandenburg

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Ergebnisse der ÖDP-Befragung zum Waldumbau in Brandenburg

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Unsere Wälder leiden. Seit Jahren beteuern scheinbar alle Seiten, dass ein Waldumbau hin zu Mischwäldern zwingend erforderlich sei. Gleichzeitig zeigen die regelmäßig veröffentlichten Waldzustandsberichte, dass Dürren und hohe Temperaturen unseren Wäldern stark zusetzen. Zunehmende Waldbrände und Schäden durch Extremwetter lassen ganze Wälder im wahrsten Sinne des Wortes „umkippen“. Woran liegt es also, dass der Waldumbau trotz allgemeiner Befürwortung nur mäßig vorangeht? Warum werden weiterhin große Flächen mit Monokulturen bepflanzt, anstatt widerstandsfähige Mischwälder zu fördern? Liegt es womöglich am fehlenden Willen der Akteure? An den Bodenverhältnissen, den Klimabedingungen oder existierenden Marktstrukturen und falschen wirtschaftlichen Anreizen? An zu viel Wildverbiss, nicht vorhandenem Wissen, falschen Förderanreizen oder was auch immer? Die ÖDP wollte es genauer wissen und hat in Brandenburg eine Befragung der Waldakteure zum Thema Wald durchgeführt. Waldbesitzer, Forstverwaltungen, Forstbetriebsgemeinschaften, Waldbesitzerverbände und ca. 300 weitere Waldakteure in Brandenburg wurden angeschrieben und um Teilnahme an der anonymen „ÖDP-Waldbefragung“ gebeten.

Es beteiligten sich sowohl einzelne Waldbesitzer Brandenburgs als auch Vertreter von mitgliederstarken Interessenverbänden, Forstbetriebsgemeinschaften und Akteure aus den Landesforstbetrieben. Die ca. 10 % der Angeschriebenen spiegeln sicherlich nicht das gesamte Erfahrungs- und Meinungsspektrum der Waldakteure wider. Sie benennen jedoch im Großen und Ganzen die Kernprobleme der Waldakteure in Brandenburg. Die Ergebnisse dieser Befragung sollen den Betroffenen mehr Gehör verschaffen und als Wegweiser für eine zukunftsorientierte Waldpolitik dienen. In der Umfrage wurden elf Fragen zu unterschiedlichen Themenbereichen gestellt: Vom Willen, den Waldumbau zu gestalten, über bereits ergriffene Maßnahmen der Teilnehmenden, gute und schlechte Erfahrungen bis hin zu Verbesserungsmöglichkeiten.

Folgend stichpunktartig einige wesentliche Erkenntnisse der Umfrage:

  1. Themenfeld: Interesse am Waldumbau und Möglichkeiten des Waldumbaus
    Über 87 % der Teilnehmenden gaben an, ein hohes oder sehr hohes Interesse am Waldumbau hin zu stabilen Mischwäldern zu haben. Keiner der Teilnehmenden gab an, nicht daran interessiert zu sein.
    Ein Großteil der Befragten gab an, bereits Maßnahmen zum Zweck des Waldumbaus zu ergreifen (90 %). Diese reichten von Neupflanzungen (62 %), Aussaat (40 %) bis hin zur Förderung der natürlichen Waldverjüngung (78 %).
    75 % gaben an, aktiv etwas gegen Wildschäden zu unternehmen. Als Maßnahmen wurden genannt: Zaunbau (69 %), Einzelschutzmaßnahmen (34 %), Jagd in eigener Hand (13 %) und Austausch mit den örtlichen Jagdausübungsberechtigten (34 %).
  2. Themenfeld: Herausforderungen beim Waldumbau
    Offenbar gibt es einige erschwerende Bedingungen, die den Waldumbau nicht im gewünschten Maße voranbringen lassen. So wurden als Herausforderungen für die Waldbewirtschaftung und den angestrebten Waldumbau hin zu mehr Mischwald genannt: Klimawandel (63 %), Trockenheit (81 %), Wildschäden (47 %), Schädlingsbefall (22 %), Waldbrand (22 %) und nicht zuletzt Bürokratie (53 %) und „gesetzliche Rahmenbedingungen zur Waldbewirtschaftung“ (31 %). Immerhin 22 % der Teilnehmenden gaben die gesetzlichen Rahmenbedingungen bzgl. der Jagdausübung als einen Grund an. Weiterhin wurden als hemmend für den Waldumbau aufgeführt: falsche Regulierung/gesetzliche Rahmenbedingungen (50 %), vorherrschende wirtschaftliche Marktstrukturen (38 %) und fehlende Finanzmittel (53 %).
  3. Themenfeld: Förderrichtlinien und Hilfen für den Waldumbau
    Ein Großteil der Teilnehmenden gab an, die Förderrichtlinien zu kennen (68 %), wenn auch nicht immer im Detail. 22 % kannten sich damit nicht aus. Lediglich 9 % halten die derzeit gültigen Förderrichtlinien für angemessen und zielführend. Insgesamt 50 % der Teilnehmenden bewerten die derzeitigen Förderrichtlinien für den Waldumbau negativ: 13 % halten sie für unangemessen und nicht zielführend, 31 % für zu kompliziert und 6 % sehen die Prioritäten falsch gesetzt. 50 % gaben an, sich mehr Hilfe vom Forstamt zu wünschen, rund 44 % ließen die Frage unbeantwortet.

Neben diesen Themenfeldern konnten die Teilnehmenden auch noch weitere Aspekte zum allseits beschworenen Waldumbau anbringen. Die Antworten fielen sehr unterschiedlich aus. Besonders häufig wurden eine bessere und unkomplizierte Beratung und eine unbürokratische Förderung als zwingend notwendig erachtet.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass ein großes Interesse und eine hohe Bereitschaft der Waldakteure in Brandenburg am Waldumbau hin zu stabilen Mischwäldern bestehen. Neben den Herausforderungen des Klimawandels fehlt es vor allem an Beratung vor Ort, unkomplizierter Hilfe und unbürokratischer staatlicher Förderung.

 

Botschaft an die Politik

Mit dieser Umfrage hat die ÖDP die unmittelbar betroffenen Waldakteure direkt nach ihren Wahrnehmungen und Bedürfnissen befragt und in die Meinungsbildung einbezogen. Aus den Ergebnissen lassen sich neben vielen Details einige Kernaussagen ableiten. Auf den Punkt gebracht: Ja, die überwiegende Mehrheit der Waldakteure will den Waldumbau vorantreiben. Mangelnde Beratung vor Ort und überbordende Bürokratie sind die Hauptursachen dafür, dass es nicht vorangeht.

 

Forderungen der ÖDP zum Waldumbau

ÖDP unterstützt Waldumbau mit Pflanzaktion in Brandenburg und setzt u. a. Esskastanien
Bei einer ÖDP-Pflanzaktion für den Waldumbau in Brandenburg wurden u. a. Esskastanien gesetzt.

Unsere Wälder erfüllen eine Vielzahl von Funktionen. Dazu gehören wirtschaftliche Funktionen (Holzproduktion, Tourismus) und auf den ersten Blick scheinbar „immaterielle Werte“ wie die ökologischen Funktionen (Sauerstoffproduktion, CO2-Speicherung, Luftreinhaltung, Bodenschutz, Lebensraum für unzählige Arten etc.), soziale Funktionen (Erholung für den Menschen, Schutz vor Naturgefahren, kulturelle Bedeutung und Identität etc.) sowie regulierende Funktionen (Klimaregulierung, Wasserspeicherung und -regulierung, Lärmschutz usw.). Tatsächlich stellen diese nicht immer eindeutig quantifizierbaren „immateriellen Werte“ letztlich auch materielle Werte dar, sind sie doch Lebensgrundlagen und damit wirtschaftliche Grundlagen schlechthin. Die staatlichen Institutionen haben in erster Linie die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass die „immateriellen (Gemeinwohl-)Werte“ gefördert werden.

Was wären die sich daraus ergebenden konkreten Forderungen für den zwingend notwendigen Waldumbau?

  • Flächendeckende Beratung aller Waldbesitzer
  • Basisflächenprämie für Wald, Zusatzflächenprämie für ökologische Bewirtschaftung. Je mehr Initiative zum Waldumbau, desto mehr Mischwald, desto höher die Flächenprämie
  • Bürokratieabbau auf allen Ebenen
  • Förderung jeder Waldumbaumaßnahme, die den Verwaltungsaufwand zur Antragsbearbeitung rechtfertigt (aktuelle Bagatellgrenzen infrage stellen)
  • Verbot der Neuanlage von Monokulturen (Mindestanteil von 25 % Laubholz bei Waldumbaumaßnahmen)
  • Verzicht auf Altersklassenwald, Anwendung des Dauerwaldprinzips, Einrichtung von Naturwaldzellen
  • Kein Personalabbau, sondern Personalaufstockung bei den Landesforsten und zusätzliche Schaffung von Stellen für Naturschutzfachpersonal in den Forstämtern
  • Bei der Jagdausübung ist der Grundsatz „Wald vor Wild“ anzuwenden: Wo immer die Schalenwildbestände nachweislich zu hoch sind, ist das wiederkäuende Schalenwild so zu bejagen, dass sich ohne weitere Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss ein natürlich verjüngter Mischwald entwickeln kann. Eine Erhöhung der Jagdstrecke allein reicht dazu jedoch nicht aus. Maßnahmen zur Förderung der Naturverjüngung, u. a. durch Auflichtung der Baum-Oberbestände, ggf. Pflanzung von Laubbäumen und Bejagung müssen Hand in Hand gehen.

 

Besondere Chance in Brandenburg

Diese Befragung ist ein Beispiel einer proaktiven basisdemokratischen Bürgerbeteiligung, wofür die ÖDP in ihren Programmen steht. Dies wollen wir auch in den politischen Alltag hineintragen. Gemeinsam mit der Piratenpartei und Volt bilden wir zur Landtagswahl 2024 in Brandenburg das Wahlbündnis „Plus Brandenburg“. Als Einziges erlaubt das Brandenburger Landeswahlgesetz die Bildung von Listenvereinigungen mehrerer Parteien. Dies bietet eine noch nie dagewesene Möglichkeit für den Einzug in den Landtag, um als „Plus Brandenburg“ die Stimme pro Bürgerbeteiligung, Ressourcenschutz, Ökologie und gelebter Basisdemokratie fernab von politischen Extremen zu erheben. Mit der Listenvereinigung werden nun die Ideen und Kompetenzen von vielen gebündelt.

 

Norman Heß,

ÖDP-Bundesarbeitskreis (BAK) Landwirtschaft, Tierschutz und Gentechnik

Sprecher der AG Wald & Forst